Bewegung allgemein dient der Gesundheitsstärkung und Gesunderhaltung. Sport- und bewegungstherapeutische Maßnahmen helfen so auch nachweislich, einen Großteil der Begleit-, Spät- und Langzeitfolgen einer Krebserkrankung sowie mögliche Nebenwirkungen der Krebstherapie zu lindern. Besonders gut ist die Datenlage bei Brustkrebs und (Dick)Darmkrebs, aber auch bei anderen Tumorerkrankungen ist eine Bewegungstherapie durchaus wirksam.
Krebsbegleitende Erkrankungen bzw. Folgestörungen, wie z.B. das Fatigue-Syndrom, können durch regelmäßiges körperliches Training gebessert werden. Unter Fatigue (lat. Fatigatio = Ermüdung), welche sich durch chronische Erschöpfung und Müdigkeit äußert, leiden laut der Dt. Fatigue Gesellschaft während der Tumortherapie 60 bis 80% der Krebs-Patienten und nach beendeter Therapie noch 20 bis 50%. Die Lebensqualität ist bei den Betroffenen erheblich eingeschränkt und die berufliche Wiedereingliederung oft trotz guter Krankheitsprognose erschwert. Körperliche Fitness hilft erwiesenermaßen, die physisch, seelisch und mental belastende Energielosigkeit abzubauen. Das Ausmaß der empfundenen Fatigue wird durch Sport gesenkt, viele Patienten fühlen sich weniger schwach und motivierter. Ähnlich positive Beobachtungen wurden bei Krebs-Patienten mit Depressionen und Schlafstörungen gemacht.
Aufgrund der vielen günstigen Effekte für Krebs-Patienten stellt die Sport- und Bewegungstherapie in der onkologischen Rehabilitation einen Therapie-Schwerpunkt dar. Zu Beginn der Reha erhalten die Patienten einen gezielt auf ihre individuellen Einschränkungen abgestimmten Trainingsplan, der verschiedene bewegungstherapeutische Elemente beinhaltet. In den Bereich der Sport- und Bewegungstherapie fallen u.a. Ausdauertraining, Gleichgewichts- und Koordinationstraining (z.B. wirkt Tai-Chi günstig bei Sensibilitätsstörungen wie Chemotherapie-bedingten Polyneuropathien CINP), Wassergymnastik, Tanztherapie sowie physiotherapeutisch angeleitete Übungen (z.B. Beckenbodentraining zur Prophylaxe von Harninkontinenz bei Krebsformen des Urogenitaltraktes wie Blasenkrebs und Prostatakrebs). Krafttraining, welches den Muskelaufbau fördert, wird beispielsweise zur Vorbeugung und Behandlung von Lymphödemen nach Brustkrebs oder bei krankhaftem Gewichts- und Muskelverlust (Kachexie) eingesetzt. Bei Bedarf werden diese aktiven Verfahren im Therapieplan durch bestimmte Anwendungen wie Massagen, Lymphdrainagen oder manuelle Therapie ergänzt.
In Hinblick auf die steigende Überlebenszeit von Tumor-Patienten, ist auch der vorbeugende Charakter vieler onkologischer Rehabilitationsmaßnahmen relevant. Zahlreiche Studien belegen, dass körperliche Aktivität bzw. Sport bei Krebs-Patienten nicht nur den akuten Zustand verbessert, sondern ebenso die Rezidivrate und Prognose der Krebserkrankung günstig beeinflussen kann. Die beste Beweislage besteht hier bislang für bestimmte Formen des Brustkrebses (Hormonrezeptor-positives, postmenopausales Mammakarzinom) sowie für Darmkrebs.
Für den nachhaltigen Behandlungserfolg ist es daher wichtig, körperliche Aktivität fest in den Alltag einzubinden. Viele Übungen und Trainingseinheiten, die während des Reha-Aufenthalts durchgeführt werden, sind deshalb so konzipiert, dass sie nach der Reha zu Hause fortgeführt werden können. Außerdem steht das Reha-Team beratend zur Seite, um eine geeignete Bewegungsform zu finden, die dem Patienten Spaß bringt und gesundheitlich wertvoll ist.
Entscheidend ist, dass Krebs-Überlebende auch nach der Reha in Bewegung bleiben. Hier gilt es, z.B. öfter die Treppe statt dem Lift zu nehmen und kurze Wege zu Fuß oder via Fahrrad statt mit dem Auto zu tätigen. Zurück in der gewohnten Umgebung gibt es vielerorts auch die Möglichkeit, an einer Rehabilitationssportgruppe teilzunehmen. Hier wird ein moderates Training angeboten, welches die Teilnehmer nicht überfordert. Diese Kurse werden i.d.R. von der Rentenversicherung oder Krankenkasse bezahlt. Patienten sollten einfach bei ihrer Rentenversicherung oder Krankenkasse nachfragen.
Quellen: